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An Garstedts Gerste haben Arabiens Ziegen nichts zu meckern

Weltweite Getreideknappheit lässt Nachfrage nach „Korn Made in Germany“ emporschnellen
27.08.2007 / Eckhard-Herbert Arndt
Konzentriert: Jörg Westermann steuert seinen Mähdrescher. Beim Getreide bilanziert er Ertragseinbußenvon gut 30 Prozent.
Konzentriert: Jörg Westermann steuert seinen Mähdrescher. Beim Getreide bilanziert er Ertragseinbußenvon gut 30 Prozent.

Geschafft! Jörg Westermann, Landwirt aus Garstedt, lässt den Dieselmotor seines feuerroten Mähdreschers ein letztes Mal auf seinem Hof aufheulen. Dann erstirbt das Motorengeräusch des stählernen Erntegefährts Baujahr 1980. Westermann hat seine Getreideernte 2007 eingefahren. Der Mähdrescher wird jetzt intensiv gereinigt, überholt und dann fit für die Überwinterung gemacht, damit er 2008 wieder über die Felder rollen kann. „Ich schätze, dass ich gut 30 Prozente Ertragseinbußen beim Getreide habe“, berichtet Westermann dem Autor. Ein schwacher Trost. Dank des deutlich verringerten Getreideangebots auf dem Weltmarkt und der sehr hohen Nachfrage sind die Preise deutlich angezogen, wobei bei den Landwirten in der ganzen Ernte-Wertschöpfungskette allerdings nur einen Teil dieser Preissteigerungen hängen bleibt.

Die Wetterkapriolen hinterließen Spuren

Westermanns´Ernteerfahrungen finden ihre Entsprechung im offiziellen Ernteergebnis für die gesamte Republik. Der Deutsche Bauernverband in Berlin legte jetzt eine Zwischenbilanz des Fruchtjahres 2007 vor. Sein Resümee: „Eine mengemäßig enttäuschende Getreide – und Rapsernte.“. Sie lag mit 40 Mio. t um gut 8,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Und bereits 2006 verlief aus Sicht des Bauernverbandes „schwach“. Für Werner Maß, Geschäftsführer beim Kreisverband Harburg des Niedersächsischen Landvolks in Buchholz, ist vor allem der extreme Witterungsverlauf der Hauptschuldige dafür, dass die Mengen – und zum Teil auch die Qualität der Feldfrüchte – hinter den Erwartungen zurück bleibt. Das Auf und Ab der Temperaturkurven beeinflusste erheblich die Gefühlskurven der Landwirte. Im Zeitraffer lauten die Stationen: sehr milder Winter mit kaum Frostschäden, ein vergleichsweise früher Start der Kulturen, eine ausgeprägte Frühjahrstrockenheit mit sehr hohen Temperaturen in den für den Pflanzenwuchs entscheidenden Entwicklungsphasen im April/Mai und dann die extremen Niederschläge während der Ernte. Das Redensart von der „verhagelten Ernte“ - sie trifft – als Sinnbild – den Kern.

Von den Landwirten war viel Flexibilität gefordert

Einer, der die geringeren Erntemengen ebenfalls zu spüren bekommt, ist der Landhandel Peters mit Stammsitz in Winsen/Luhe. „Die Erträge sind katastrophal“, gibt Jens Hottendorf, Getreide-Experte in dem mittelständischen Unternehmen, das an mehreren Standorten in Norddeutschland mit einer eigenen Lager- und Umschlaginfrastruktur präsent ist, zu Protokoll. Einziger Trost: die Preise sind deutlich gestiegen.

Nach seiner Wahrnehmung haben die Kapriolen der zurückliegenden Monate auch ihren Einfluss auf die Warenqualität – sprich die Güte des Mehls. Und die ist wiederum wichtig für die Mühlen, die das Getreide zu Mehl verarbeiten. Auch das hat Hottendorf registriert: Von den Landwirten war im Zusammenhang mit dem Abernten ihrer Felder eine sehr hohe Flexibilität gefordert. Hottendorf: „Die Zeitspanne, innerhalb derer die Ernte eingefahren wurde, war sehr kurz.“ Doch auch der Landhandel musste mit seinen Umschlageinrichtungen flexibel sein. An den Umschlag- Stationen wie in Garstedt wurde auf dem Höhepunkt der Ernte von früh bis spät gearbeitet, die Wochenenden eingeschlossen. Der Umschlag- und Lagerknoten von Peters in Garstedt hat einen Einzugsbereich von gut 20 km.

Mit den Landwirten zitterte das Unternehmen Landhandel Peters auch aus einem anderen Grund mit: Als Teil einer komplexen Lieferkette hatte der Betrieb natürlich ein großes Interesse daran, seinen Kunden die Mengen und Qualitäten zu liefern, die sie für den Weltmarkt benötigen. Große Handelshäuser wie Toepfer aus Hamburg sind wichtige Kunden. Sie „verhandeln“ die Ware Getreide auf dem gesamten Globus und bilden die gesamte Logistikkette ab, von der Organisation der Zwischenlagerung bis hin zur Verladung in Seeschiffe und den Seetransport zu den Verbrauchermärkten.

Zu den große Nachfrageländern auf dem deutschen Markt gehörte in diesem Jahr auch Saudi-Arabien, berichtet Getreide-Fachmann Hottendorf. Weil die europäische Kornkammer Ukraine von einer – ebenfalls witterungsbedingten - verheerenden Missernte heimgesucht wurde, wurden die Exporte staatlicherseits erheblich eingeschränkt, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung (rund 50 Mio. Einwohner) nicht zu gefährden. Hottendorf: „Saudi-Arabien kauft daher verstärkt in Deutschland zu. Gerste aus Garstedt zum Beispiel geht auch per Seeschiff in den Nahen Osten.“ Dabei ist dieses Basisgetreide (Ernteergebnis 2007 von Sommer-/Wintergerste in Deutschland: rund zehn Mio. t) weniger für Brauereizwecke bestimmt, sondern in erster Linie als Futtergetreide. Hottendorf: „Die Saudis verfüttern die Gerste vorzugsweise an Ziegen und Kamele.“

Der Mais steht sehr gut

Immerhin: So enttäuschend die Getreide- und Rapsernte in diesem Jahr auch ausgegangen ist. Es gibt in der Skala der Feldfrüchte auch welche, denen die Witterungskapriolen nichts ausgemacht haben. Hottendorf: „Für den Mais waren die Wachstumsbedingungen in diesem Jahr geradezu ideal. Die Saat kam in den warmen Boden und im weiteren Verlauf hatten die Pflanzen genügend Regen. Ich gehe davon aus, dass die Ernte gut ausfallen wird.“ Das sieht auch der Deutsche Bauernverband so: „Zuckerrüben und Mais, deren Ernte noch nicht begonnen hat, können von den Niederschlägen profitieren und präsentieren sich mit guten Beständen.“

Auf den Garstedter Landwirt Jörg Westermann warten indes schon die nächsten Aufgaben. Der Mais wird in Kürze geerntet. Den roten Deutz-Fahr-Mähdrescher kann dieses Erntethema im Wortsinne kalt lassen. Sein Motor wird erst in einem Jahr wieder gestartet. Dann hoffentlich anlässlich einer besseren Ernte.

Einsatzbereitschaft: Landwirte und die Mitarbeiter des Landhandels Peters – hier in der Niederlassung Garstedt – hatten wieder viel zu tun, um die Ernte zu verarbeiten.
Einsatzbereitschaft: Landwirte und die Mitarbeiter des Landhandels Peters – hier in der Niederlassung Garstedt – hatten wieder viel zu tun, um die Ernte zu verarbeiten.
Mager: Die Ähren an den Halmen waren in diesem Jahr zum Teil schwach entwickelt.
Mager: Die Ähren an den Halmen waren in diesem Jahr zum Teil schwach entwickelt.

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