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Biogasanlage Gollensdorf: „Inzwischen läuft die Kiste ganz rund“

Garstedter Ratsmitglieder und Kommunalpolitiker informierten sich über eine Biogas-Anlage in Gollensdorf/Sachsen-Anhalt-
11.10.2006 / Eckhard-Herbert Arndt
Zirkuszelte: Die Großbehälter erinnern beim ersten Hinsehen an ein Zirkuszelt. Gute sechs Meter ragen sie in die Höhe.
Zirkuszelte: Die Großbehälter erinnern beim ersten Hinsehen an ein Zirkuszelt. Gute sechs Meter ragen sie in die Höhe.

Gollensdorf hat bereits das, was Garstedt eines Tages bekommen könnte: eine Biogas-Anlage. Nachdem im Juli diesen Jahres während einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses des Garstedter Gemeinderates erstmals das Projekt einer Biogas-Anlage vorgestellt wurde, nahmen jetzt Garstedter Kommunalpolitiker und interessierte Bürger an einer Betriebsbesichtigung auf Einladung der Firma Voltwerk AG (Hamburg) teil. Auf dem Hof von Landwirt Heinz Schlaack, aus Gollensdorf im Landkreis Stendal, hatte Unternehmen Mitte April die rund 2,5 Millionen Euro teure Anlage in Betrieb genommen.

Auf der Suche nach einem zweiten Standbein

Gollensdorf ist ein Dorf, das noch vor 16 Jahren mitten in der Sperrzone des DDR-Grenzbereichs lag. Weitläufige Landschaft mit Feldern und Wäldern, kaum Industrie, dafür aber reichlich Landwirtschaft, bestimmen das Bild. Heinz Schlaack hat sich hier einen Lebenstraum verwirklicht. Mitte der 1990-erJahre übernahm der rührige, im Westen beheimatete Landwirt die stattlichen Reste eine ehemaligen DDR „LPG“ (Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft), deren einstiger Schwerpunkt in der reinen Milchviehaltung lag. Kühe und Co. gehören zwar heute noch zum Kernbestand des ehemaligen LPG- und heutigen Schlaack- Komplexes, den der Landwirt und seine Familie systematisch modernisiert und neu strukturiert haben. „Aber aufgrund des Preisverfalls in der Milchwirtschaft begann ich vor gut zwei Jahren damit, mich nach weiteren Einnahmealternativen umzusehen.“ Dabei stieß er auf das Thema Biogas-Erzeugung. Doch erst im zweiten Anlauf fand er den für das Vorhaben passenden Partner: die Hamburger Firma Voltwerk AG, die zum Conergy-Konzern gehört. Das Unternehmen sucht seinernseits intensiv nach Standorten für neue Biogas-Anlagen, deren Betrieb dank des „Erneuerbare Energie Einspeisungsgesetztes (EEG)“ eine sichere Einnahmequelle darstellt. Die Stromabnahme wird für einen Zeitraum von 20 Jahren - gesetzlich abgesichert – garantiert und damit auch der entsprechende Kapitalfluss. Neben Voltwerk tummeln sich inzwischen zahlreiche Firmen auf diesem höchst lukrativen Markt als mögliche „Investoren“. Unvermeidlicher Nebeneffekt: Es sind auch etliche Geschäftemacher darunter. Landwirt Heinz Schlaack hat hier seine entsprechenden Erfahrungen in der ersten Runde sammeln müssen.

Eingebettet in ein umfassendes Paket

Die Zusammenarbeit zwischen Voltwerk und Landwirt Schlaack ist umfassend und wie er sagt, problemlos: von der Übernahme der bereits erteilten Baugenehmigung für das erste Biogas-Konzept (500 kWel) über die langfristige Pacht einer rund 4.000 m² großen Fläche auf dem Hofgelände, die komplette Finanzierung der Anlage bis hin zur vertraglichen Regelung mit dem regionalen Energieversorger EON über die Stromeinspeisung in das öffentliche Netz. Auch das gehört dazu: Einer der Söhne von Heinz Schlaak hat mit Voltwerk einen Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. Darin sind seine Pflichten und Aufgaben zur Betreuung der Anlage – von der (überschaubaren) Administration bis hin zur sehr wichtigen Bestückung der Fermenter mit dem Rohstoff Maissilage - genau beschrieben. Dafür wird eine entsprechende Vergütung gezahlt. Landwirt Schlaack: „Wir verdienen zudem an der eingespeisten Strommenge sowie an der Pacht für das Grundstück, auf der die Biogas-Anlage gebaut wurde.“

Blockheizkraftwerk ist leiser als ein Trecker

Die Anlage, die nach der Erweiterung der Baugenehmigung jetzt für eine Leistung von 626 kWeL ausgelegt ist, ging, aufgrund des recht harten Winters, erst Mitte April diesen Jahres in Betrieb. „Normalerweise kann der Komplex binnen drei vier Monaten hochgezogen werden“, berichtete Schlaack den Garstedter Gästen. Zu den auch optisch auffälligsten Bestandteilen des Gesamtkomplexes gehören der Fermenter, der so genannte Nachgärer und das Gärrestlager. Die beiden erstgenannten Komponenten haben einen Durchmesser zwischen 20 und 28 m und weisen eine Gesamthöhe von rund sechs Metern auf. Das Herzstück der Anlage ist das moderne Blockheizkraftwerk (BHKW). Dessen leistungsstarker und zugleich umweltfreundlicher Otto-Motor mit Wärmetauscher wandelt das Methangas in elektrische Energie um. Über den angegliederten Transformator wird der Strom ins Netz eingespeist. Bemerkenswert: Die Geräuschentwicklung des BHKW ist minimal. „Ein Trecker ist lauter“, bringt es Heinz Schlaack auf den Punkt.

Auch die Intensität der Geruchsemissionen hält sich in Grenzen. Das in einem Gärrestlager gesammelte Substrat gelangt zu den genau festgelegten Zeiten als wertvoller Dünger auf den Acker. Die gesamte technische Steuerung der Anlage erfolgt gewissermaßen „ferngesteuert“, und zwar über das im Auftrag von Voltwerk arbeitende Fraunhofer Institut. Kollege Computer ist dabei ein wichtiger Partner. Schlaack: „Es hatte in der Anlaufzeit ein paar technische Probleme mit der Anlage gegeben. Aber inzwischen läuft die Kiste rund.“

Heißer Sommer sorgte für magere Maisernte

Zu den entscheidenden Pflichten des Landwirtes gehört die langfristige Belieferung der Biogasanlage mit dem Rohstoff Maissilage. „Wir haben jetzt noch einmal 160 Hektar Fläche hinzugekauft, so dass wir mit unserem Hof über rund 470 Hektar Gesamtfläche verfügen, also eigener und gepachteter Fläche.“ Ein Teil der Ackerscholle wird natürlich auch für die Versorgung des recht stattlichen Viehbestandes genutzt. Schlaack ist froh, dass er über entsprechende Flächenreserven verfügt. „Wir haben das in diesem Jahr erleben dürfen. Erst der harte Winter, dann das extrem nasse Frühjahr mit Hochwasser und dann der heiße Sommer. Gut, dass wir noch entsprechende Vorräte aus dem Vorjahr hatten. Somit konnten wir die geringeren Ernteerträge beim Mais gut ausgleichen.“ Immerhin: Grundsätzlich hat er von Voltwerk die Erlaubnis, auch andere nachwachsende Rohstoffe wie Sonnenblumen, Gras oder auch Grünroggen zu verarbeiten.

Für die Garstedter war der Besuch im rund 150 Km entfernten Gollensdorf äußerst wertvoll: „Wir haben wichtige Erkenntnisse sammeln und vor allem einen Eindruck von den Dimensionen einer solchen Anlage gewinnen können. Für den weiteren Entscheidungsprozess im Rat sind diese Eindrücke von unschätzbarem Wert“, dankte Garstedts Bürgermeister Klaus-Peter Wind (UWG) dem Landwirt Heinz Schlaack in Gollensdorf. Bleibt abzuwarten, ob auch in Garstedt die Biogas-Erzeugung stattfindet.

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